Familienkongress Halle 9. und 10. November 2019
Familiengeschichte - Familiendramen !? – Transgenerative Wirkungen von Familienkonflikten,
Trennung und Scheidung
Die Mannheimer Kohortenstudie[1] hat Effekte von sozialen, politischen oder gesellschaftlichen Einflüssen auf die psychische Gesundheit und somit auf das Beziehungs- und Familienleben der nachfolgenden Generationen nachgewiesen.
Kriegskinder, Nachkriegskinder, Nachkriegsenkel, sind populäre Buchtitel von Sabine Bode[2], die den enormen Einfluss des zweiten Weltkrieges auf die Biografien der Nachkriegsgenerationen thematisieren.
In unserer Zeit sind es die „Rosenkriege“ nach Trennung und Scheidung mit anschließendem Kampf ums Kind, die das Leben vieler - in Loyalitätskonflikte verstrickter - Kinder durcheinanderbringen. Dabei ist nicht nur die akute Gesundheit der Kinder betroffen; Spätfolgen finden sich oft in ihren zukünftigen Familien wieder.
Doch eigentlich wollten sie es als Eltern in ihrer Familie besser machen, als es ihnen in ihrer Herkunftsfamilie vorgelebt wurde. Sie wollten sich gemeinsam um die Kinder kümmern. Vater und Mutter waren sehr engagiert, die Fehler der eigenen Eltern vermeiden. Nach und nach schlichen sich immer mehr Konflikte ins Familienleben ein. Es wurde laut und manchmal sogar gewalttägig. Schließlich verließ ein Elternteil in einer Nacht und Nebelaktion alleine oder mit den Kindern die Wohnung – unbekannt verzogen. Beginn eines oft unendlichen und zermürbenden Kampfes auf dem Rücken der betroffenen Kinder. Genau, wie sie es oft in ihrer eigenen Vergangenheit erlebt haben.
Wer tiefer gräbt, um eine solche Familiendynamik zu verstehen, findet oft Familienkonflikte und Trennung bei den Eltern oder schon bei den Großeltern der Betroffenen. Man findet Familientabus, Gewalt, Enttäuschungen, tiefe Kränkungen und Traumata, die nie aufgelöst wurden. Oft kennen die aktuell Handelnden die Ursachen nicht. Ursachen, die sich auch Generationen später noch wiederfinden lassen.
Warum zeigen sich Effekte von Familienkonflikten noch Generationen später? Wie wirken Trennung und Scheidung der Eltern auf die zukünftigen Beziehungen ihrer Kinder? Durch welche Interventionen (Mediation/Beratung/Therapie) können diese Einflüsse gemindert und der transgenerative Teufelskreis verlassen werden? Welche Selbstheilungskräfte finden wir, damit es in der nächsten Generation „besser läuft“? Welche politischen und rechtlichen Reformen sind notwendig, um die Familien zu unterstützen? Diesen und weiteren Fragen wollen wir mit Fachleuten und Betroffenen im Rahmen unseres nächsten Familienkongresses 2019 nachgehen.
[1] http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/16290/1/diss13_116.pdf
[2] Sabine Bode: Nachkriegsenkel – Die Erben der vergessenen Generation; Klett-Cotta; Stuttgart 2018; 24. Aufl.
Alle Infos hier: https://familienkongress.vaeteraufbruch.de/index.php?id=2075