Soviel Weitblick findet man in der TAZ selten: Der Rechtsanwalt und Hochschullehrer Andreas Gran fordert in einem Gastkommentar die Überwindung veralteter konservativer Rollenbilder, um die Gleichstellung zwischen Mann und Frau zu erreichen.
"Das klassisch-konservative Familienrecht aus dem Jahr 1900 fördert Gleichberechtigung keineswegs. Es erscheint als kontraproduktiv, denn es entspringt einem Ideal, das „klassische Hausfrauenehe“ genannt wird."
Solange "[...] staatlich ein nicht-emanzipiertes Lebensmodell [durch das Familienrecht] geradezu schmackhaft gemacht wird [...], sei das gesellschaftliche Ergebnis nicht verwunderlich. Weiters bemängelt Gran, dass zwar die der Bundesregierung bekannte Forschungslage eine Aufteilung von Kinderbetreuungszeiten befürworte, es aber die letzte Bundesregierung versäumt habe, dieses in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Die derzeitige Bundesregierung habe nun Gestaltungsspielräume um dieses nun durchzuführen.
Es ist ungewöhnlich, dass die TAZ ihren Lesern solche Erkenntnisse zumutet, fungiert die Zeitung doch ansonsten eher als ein Sprachrohr von Lobbyorganisationen. Die Erkenntnis, dass Gleichstellung nicht eingleisig ohne Männer geht, hatte sich bis dato noch nicht durchgesetzt.